Marin MINCU



 
 
 
 
 


MUTTERS MITGIFTFTRUHE/Lada de zestre a mamei

beim  Stöbern in meinen Erinnerungen
fand ich die Truhe meiner Mutter für die Mitgift
die sie vor sechzig Jahren mit ins Haus brachte
mit verschlüsselten Zeichnungen auf den Seitenwänden
ähnlich wie im Grab eines Pharaos
Jedesmal wenn meine Mutter vergaß die Truhe zu schließen
starrte ich stundenlang auf diese Zeichnungen
und warf  den ganzen Krempel raus
damit ich sie noch besser sehe
andere Geheimdinge zogen mich nicht an
weder das weinrote Seidentuch
noch ihre weiße Bluse mit gesticktem Kragen
noch das Pariser Parfüm
ein Geschenk ihres viel bereisten Onkels
ich weiß bis heute nicht weshalb Mama
meine Briefe in dieser gealterten Truhe aufbewahrte
als ich sie zuletzt suchte
waren sie spurlos verschwunden

(Din „Intermezzo“, Editura Albatros, Bucuresti, 2001


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